Heute werden sie wieder
geschätzt: Möbel, Lampen und Bestecke, vor 60 Jahren am Bauhaus entworfen,
erzielen bei Sammlern Höchstpreise. Die meisten wollen sie allerdings nicht als
Kunstobjekte hinter Glas sehen, sondern auf ihnen sitzen, in ihrem Schein lesen,
mit ihnen essen.
Das 1919 in Weimar gegründete
“Bauhaus” entstand aus der Vereinigung der dortigen Kunsthoch- und
Kunstgewerbeschule, eine schon bezeichnende Tatsache. Der Architekt Walter
Gropius wurde zu seinem Leiter ernannt.geplant war ein Forschungs - und Lehrinstitut für das, was man heute als
“Design” bezeichnen würde. Das Neue am neuen Hause war, daß man den
Industrieprodukten und dem ihnen zugrundeliegenden un aus ihnen resultierenden
veränderten Bewußtsein ein gemäße Form verleihen wollte –wobei Walter Gropius
(1893 bis 1969) die Architektur als “Mutter aller Künste” sämtlichen anderen
Disziplinen voranstellte. Für ihn sollte der “Künstler ein Ingenieur” und der
“Ingenieur ein Künstler” sein.
Funktionalismus war das Wort
der Stunde. Schönheit ist, was seinen Zweck erfüllt. Walter Gropius berief sich
aur die noch aktuelle Äußerung des amerikanischen Architekten Louis Henri
Sullivan (1856 bis 1926), der schon eine Generation früher gesagt hatte: “Form
follows fuction” – die Erscheinung eines Gebrauchsgegenstandes hatte von seiner
Funktion abzuhängen.
Daß eine so grundlegend anders
als alles Herkömmliche orientierte Institution wie das “Bauhaus” sich aber
überhaupt derart entfalten konnte, hatte noch eine andere Ursache ;: mit dem
verlorenen Ersten Weltkrieg hatten auch die meisten überlieferten geistigen
Werte ein für allemal abgewirtschaftet. Die schöpferischen Kräfte aller
Disziplinen sahen ihre Aufgabe darin, völlig veränderten Lebensgefühl zum
Durchbruch zu verhelfen.
Diese Gefühl läßt sich in der
Kunst am präzisesten mit Begriffen wie “Neue Sachlichkeit” und
“Konstruktivismus” beschrieben. Horizontale und vertikale Garaden, rechte
Winkel, Kreise und Dreiecke wurden deshalb zum einzig verwendeten
Formenvokabular des neuen deutschen Kultur-Instituts, das sich seinen Namen
“Bauhaus” sehr wohl absichtlich als Hinweis auf die “Bauhütten” der alten,
großen, herrlichen Dome und Kathedralen der Vergangenheit anheftete.
Und so, wie die aufblühende
Industrie in Deutschland schon vor der Jahrhundertwende damit begonnen hatte,
Kunst und Künstler zur Verschönerung neuer, maschinell hergestellter
Massenprodukte heranzuziehen, suchte Gropius und sein “Bauhaus” sich jetzt als
Partner die Industrie. Anders aber als beispielsweise der Jugendstil wollte man
nicht di neue Maschinenwelt wie einen bösen Geist bannen, in dem Man ihr die
verschlungenen Schlangen-linien der Natur entgegenhielt. Gropius ging in die
entgegengesetzte Richtung: er wollte die neuen Chancen, die mit der
industriellen Entwicklung entstanden waren, nutzbar machen für alle Menschen.
Und weil es deshalb den
gesamten Lebensbereich des Menschen – zuerst einmal in Deutschland nach dem
Ende des ernüchternden Ersten Weltkriegs- neu zu definieren galt, standen neben
der Architektur, neben einer strengen Regeln unterworfenen konstruktivistischen
Malerei und Bildhauerei auch Fotografie, Werbung, Typografphie, Bühnenbild und
Textilgestaltung wie außerdem die von Grund auf neu zu gestaltenden
Hausratsgegenstände – von der Tasse über Sitzmöbel, Tische und Schränke bis hin
zur Lampe und zum Glas auf dem Lehrplan des “Bauhauses”. Und zwar alle Bereiche
gleichberechtigt nebeneinander. Nichts wurde dem anderen vorgezogen.
1925 übersiedelte das “Bauhaus”
von Weimar nach Dessau. Und dort konnte Gropius sichtbar darlegen, wie seine
architektonischen Zielvorstellungen aussehen sollten. Denn in Dessau konnte er
seinem Lehrinstitut ein dem Indusrie-Zeitalter angemessenes Gebäude – und sich
selbst und den übrigen “Bauhaus-Meistern” Wohnhäuser – errichten : glatt,
gläsern – durchsichting und schön, weil einfach, aber brauchbar. Musterbeispiel
deshalb, weil dieser Komplex gebaut wurde nach dem Gropius-Gesichts-punkt, mit
dem er der allgemeinen großen Wohnungsnot abhelfen wollte : Aud industriell
verab hergestellten Fertigbau-Teilen verschiedener Grundmuster sollten
innerhalb kürzester Frist beliebig große und variable Bauvorhaben verwirklicht
werden können. Mit einem äußeren Erscheinungsbild, das den weitreichenden
Möglichkeiten einer industrialisierten Welt deutlich erkennbar entsprach.
Ausgestattet waren die Häuser
natürlich mit “Bauhaus” – Interieur. Filme aus jener Zeit zeigen das. Und daß
selbst renommierte Firmen heute die Modalle von damals nachbauen, spricht für
ihre Aktualität auch noch heute. Zu sehen sind die originalen Kunststücke heite
im “Bauhaus” –Archiv in Berlin.
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